Paar*therapie
*der Begriff Paar soll hier nicht allein dyadisch gemeint sein, sondern neben monogamen Beziehungen auch diverse Formen intimer Beziehungen, wie z.B. offene und polyamouröse Beziehungen oder enge Freund*innenschaften mit einschließen. Synonym könnte es heißen: Therapie intimer Beziehungen.
Rahmenbedingungen
Zu Beginn einer Paar*therapie entwickeln wir konsensuelle Ziele und besprechen Rahmenbedingungen, wobei es keine verpflichtende Struktur gibt. Die Sitzungen dauern im Regelfall 50 Minuten und Kosten 100€ pro Paar*. Meine Beiträge haben den Charakter von Empfehlungen, mit denen das Paar* innerhalb und außerhalb der Sitzungen experimentieren kann. Ich habe Erfahrung mit interkulturellen und LGBTQI*-Beziehungen und reflektiere gerne gemeinsam mit Klient*innen, inwieweit gender- oder kultur-/sprachspezifische Besonderheiten in ihren Fällen bedeutsam sind.
Therapeutischer Hintergund
Haltung
„Für das Herz ist das Leben einfach. Es schlägt, solange es kann.“ Karl Ove Knausgard
Auch wenn Ergebnisoffenheit wichtig ist und eine friedliche Trennung ein gültiges Ziel sein kann, versuche ich die Aufmerksamkeit in den Sitzungen primär auch auf die positiven Aspekte des Umgangs zu legen, die manchmal zu wenig Beachtung finden. Ich bemühe mich um Verständnis jeder Sichtweise und Allparteilichkeit. Nicht nur, um jeder einzelnen Person Akzeptanz zu vermitteln, sondern auch, weil das Prinzip der emotionalen Verbundenheit es mit sich bringt, dass nur gemeinsame Lösungen funktionieren können.
„Um die Liebe kennenzulernen, müssen wir zu uns und anderen ehrlich sein.“ bell hooks
Ich glaube, dass Probleme in einer Beziehung dazugehören und keine Ausnahme, sondern die Regel sind. Viele Paare* glauben, dass das, was sich bei ihnen bereits abgespielt hat, außergewöhnlich und besonders schlimm ist und ziehen tiefgreifende Rückschlüsse auf ihre Unzulänglichkeit. Mein Menschenbild und meine Erfahrung mit Beziehungen ist dagegen, dass wir alle Fehler begehen, aber selten bösartig oder krank sind, sondern - mitfühlender gedacht - uns lediglich verirrt haben und bessere Alternativen finden sollten. Eine achtsame Sicht und fürsorgliche Begleitung von außen kann dabei helfen, neue Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln, die der Beziehung eine neue Perspektive geben können. Eine gemeinsame sanfte Sprache zu entwickeln - verbal, aber auch in Gesten - gehört häufig bei der Verbesserung der Beziehungsqualität dazu.
"Muss einer denken? Wird er nicht vermisst?" Ingeborg Bachmann
Viele Menschen erleben partnerschaftliche Probleme als „Herz gegen Verstand“ und fordern sich die Einsicht ab, der klare Geist müsste sich endlich gegen das stumpfsinnige Herz durchsetzen. Fälle, in denen das stimm, gibt es zweifellos. Aber aus meiner Erfahrung ist häufiger ein allzu rigider Verstand als ein träges Herz die Ursache des Problems. Viel zu oft verrennen und verirren, verheddern und verhaken wir uns in den Konstruktionen unseres Verstandes. Wenn wir unseren Hoffnungen dagegen mehr Vertrauen schenken können als unseren Befürchtungen, kann oft auch eine hellere Perspektive entstehen.
“Liebe ist eine Aktivität und kein passiver Affekt. Sie ist etwas, das man in sich entwickelt, nicht etwas, dem man verfällt.” Erich Fromm
Ich möchte dazu anregen, die Qualität der emotionalen Beziehung als Produkt des Verhaltens zu sehen und nicht als rein physiologischen Zufall. Ich bin überzeugt, dass wir durch eine achtsame und liebevolle Haltung und fürsorgliches Handeln den Boden für Vertrauen, Sicherheit und Intimität bereiten können.
InhalteMeiner Erfahrung nach durchziehen partnerschaftliche Probleme oft mehrere Ebenen, weshalb auch ihr Lösungsversuch über verschiedenartige Zugänge erfolgen sollte. Wenn sich Probleme bereits manifestiert haben, zeigen sich gewöhnlich Symptome von Rückzug oder Eskalation. Typische Konfliktursachen und Herangehensweisen können sein:
- Alltagsstress: Hier hilft es, Kontextfaktoren zu erkennen und pragmatische Problemlösestrategien anzuwenden
- Rückzug: Bedürfnisse kommunizieren, akzeptieren und kooperativ umsetzen lernen
- Dysfunktionale Muster der Interaktion (Aggression, Machtspiele, Misstrauen, usw.): Hier kann es darum gehen, Verständnis für die biografischen Interaktionsmuster, Achtsamkeit und Techniken zur Emotionsregulation zu entwickeln
- Frustrationen bzgl. Intimität/ Sexualität: Wege zu Akzeptanz, Wiederannäherung oder Öffnung finden
- Stagnation/ Mangelnde Orientierung: Welche Vision habt ihr voneinander? Welche Qualitäten eurer Beziehung möchtet ihr zukünftig fördern?
- Starre Konzepte, festgefahrene Zuschreibungen und subjektive Wahrheiten kritisch hinterfragen und sich für neue Erfahrungen öffnen
- Verletzende Kommunikation: sanfter und gefühlvoller miteinander sprechen lernen
Erfahrungsberichte von Klient*innen
"In der Paartherapie bei Stuart habe ich die Möglichkeit wahrgenommen, eine neue Perspektive auf meinen langjährigen Partner zu erhalten. Vor der Therapie war ich mir sicher, so ziemlich alles über meinen Partner zu wissen, seine Wünsche und Bedürfnisse zu kennen. Durch Stuarts Spiegelung von dem, was er von uns als Paar* und einzeln wahrnimmt, konnte ich bemerken, wie starr die Lesart ist, die ich über die Jahre von meinem Partner eingestellt habe. Ich habe gelernt, dass ich Gesprächsmuster verändern und auch auf meinen Wahrnehmungsmodus selbst Einfluss nehmen kann. Hierbei hat sich Stuart insofern zurückgehalten, als ich diese Gedanken selbst entwickeln konnte, hat uns aber im Gespräch durch gezielte Fragen Anleitung und Hilfestellung geben können, routinierte Gesprächsmuster zu durchbrechen und uns aus gegenseitigen Festschreibungen teilweise herauszulösen. Konkret hat er uns Formulierungsmöglichkeiten an die Hand gegeben und alternative Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die sich vorher nicht an unserem Horizont abgezeichnet haben. Stuart hat in den Therapiegesprächen stets eine angenehme Atmosphäre geschaffen und einen sicheren Raum geschaffen, innerhalb dessen auch belastende und ambivalente Gefühle oder Gedanken kommuniziert werden können. Durch seine empathische und kluge Art, Dahinterliegendes aufzuschlüsseln, konnten mein Partner und ich zu tiefere Strukturen unserer Konflikte durchdringen. Betrachte ich unsere Beziehungsjahre rückblickend, hätten mein Partner und ich den Schritt, therapeutische Unterstützung zu suchen, schon früher wahrnehmen sollen. Bei der Entscheidung, die Partnerschaft nicht mehr romantisch weiterzuführen, hat Stuart mich auch im Einzelgespräch begleitet und geholfen, diesen Entscheidungsprozess zu reflektieren. Ich beruhige mich damit, Stuart als Ressource zu wissen, Hilfestellungen für Situationen zu finden, in denen ich nicht weiterkomme."